Ein seltenes Wetterphänomen

In den vergangenen Tagen, beginnend am 12. September 2024, wurden Niederösterreich und Wien von ungewöhnlich heftigen Regenfällen heimgesucht, die die üblichen Niederschlagsmengen für Österreich weit übertrafen. Zwischen Donnerstag und Montag fielen in manchen Gebieten bis zu 400 Millimeter Regen – ein Vielfaches der durchschnittlichen Monatsmenge. Fünf Tage lang regnete es ununterbrochen in einem außergewöhnlichen Ausmaß.

Ganz Niederösterreich wurde zum Katastrophengebiet erklärt. Heute, am 21. September, kämpft die Region noch immer mit den Folgen dieses Extremwetters. Auch Wien war stark betroffen. Das Ausmaß der Katastrophe lässt sich an einigen beeindruckenden Zahlen verdeutlichen:

  • 41.000 Feuerwehrleute wurden aufgrund des Unwetters in den Einsatz gerufen.
  • 10 Ortschaften sind nach wie vor unzugänglich, da die Straßen unpassierbar sind. Besonders betroffen sind das Tullnerfeld, das Pielachtal und Orte wie Zelking-Matzleinsdorf bei Melk, die weiterhin abgeschnitten sind.
  • 1400 Gebäude mussten evakuiert werden, und aktuell sind noch 275 Häuser betroffen.
  • 117 Menschen wurden per Hubschrauber gerettet.
  • 20.000 Haushalte waren zeitweise ohne Strom, wobei die Stromversorgung inzwischen wieder vollständig hergestellt ist.
  • 20 Dämme brachen unter den gewaltigen Wassermassen. Feuerwehr und Bundesheer haben diese provisorisch repariert.
  • 16 Gemeinden haben immer noch kein sauberes Trinkwasser, und 11 Gemeinden kämpfen mit Problemen in der Abwasserentsorgung.
  • 40 Ortschaften sind von Erdrutschen betroffen.
  • In Lilienfeld fielen beeindruckende 418 Millimeter Regen, was den bisherigen Höchstwert von 273 Millimeter aus dem Jahr 1997 deutlich übertrifft.
  • 1100 Soldatinnen und Soldaten waren am Donnerstag mit Aufräumarbeiten beschäftigt.
  • 670 „Big Bags“ mit einem Gesamtgewicht von 1000 Tonnen wurden von Bundesheer-Hubschraubern transportiert, um gebrochene Dämme zu sichern und weitere Schäden zu verhindern.
  • Fast eine Million Liter Wasser wurden aus dem Wiener U-Bahn-System gepumpt. Der stark angeschwollene Wienfluss, der sich binnen weniger Stunden von einem kleinen Rinnsal in einen reißenden Fluss verwandelte, richtete massive Schäden am öffentlichen Verkehr an.
  • 40 Kilometer U-Bahn-Strecke wurden gesperrt und mussten manuell überprüft werden.

Auch wir erlebten die zerstörerische Kraft dieses bedrohlichen Wetterphänomens hautnah. Wir blieben im Haus und beobachteten voller Angst, wie das Wasser immer näherkam. Wo zuvor Felder waren, sahen wir nur noch Wasser; die Straßen waren überschwemmt, und wir waren von der Außenwelt abgeschnitten. Das Wasser hielt nur zehn Meter vor unserem Haus an – wir hatten unglaubliches Glück. Lediglich 10 Zentimeter sauberes Grundwasser drang in den Keller ein, was zwar unangenehm, aber nicht katastrophal war. Dennoch mussten wir etwa 10 Kubikmeter Müll entsorgen.

Am zweiten Tag fiel für 30 Stunden der Strom aus. Ohne Strom gab es keine Heizung, die Raumtemperatur fiel auf 17 Grad Celsius. Es gab kein Licht, und das Kochen war unmöglich, auch die Akkus unserer Handys waren schnell leer.

Post wurde erst am 18. September, als der Regen bereits nachgelassen hatte, wieder zugestellt. Viele Geschäfte blieben geschlossen oder waren nicht erreichbar. Internet und Festnetztelefon fielen für acht Tage komplett aus.

Nun scheint zwar wieder die Sonne, doch die Schäden werden voraussichtlich bis 2025 nicht vollständig behoben sein.