Eckerlkäse Semmel  (Schmelzkäse)

In unserer Familie war es Tradition, dass sich die Mutter um die Kinder kümmerte, während der Vater allein arbeitete – eine gängige Praxis im Jahr 1960.

Ich erinnere mich daran, dass ich als kleines Kind oft alleine unterwegs war, ohne meine Mutter. Es hieß einfach: „Geh spielen.“ Es galt als völlig normal, dass wir Kinder draußen auf der Straße spielten. Zu dieser Zeit war unsere Siedlungsstraße noch ein vergleichsweise sicherer Spielplatz, da es nur zwei Autos gab: einen alten Unimog und einen Jeep, die recht langsam fuhren. Selbst der Gendarmerie-Inspektor ging zu Fuß zur Arbeit.

Der Kindergarten selbst ist im Nebel der Zeit verschwunden, aber ich erinnere mich daran, dass ich oft ganz alleine zum kleinen Laden gehen durfte, um mir eine Eckerlkäse-Semmel zu holen – ein riesiges Erlebnis für mich. Das war das erste Mal, dass ich Geld bekam. Die kleine Greißlerei war für mich wie ein riesiges Kaufhaus, denn zu dieser Zeit gab es noch keine Supermärkte. Es gab einfach alles: Lebensmittel, Schulhefte, Wolle und viele andere kleine Dinge. Die Bonbons waren noch in großen Glasbehältern und wurden einzeln verkauft. Die Milch wurde aus einer Pumpe geholt, und man musste die Milchkanne darunter stellen.

Die Käsesemmel, die extra für mich zubereitet wurde, war so köstlich und gut. Es war ein richtiges Ereignis, wenn ich dann beim Jausnen im Kindergarten in die frische Semmel mit dem Eckerlkäse beißen konnte.