Die Geschichte von unserem Vater

Die Geschichte wurde von ihm erzählt.

Ich Anton wuchs in St. Aegyd am Neuwalde auf.

Meine Eltern waren der Schuhmacher Leopold und das Wiener Stubenmädl Leopoldine. Sie traf meinen Vater, als sie ihre Herrschaft zur Sommerfrische nach NÖ,
begleitete.
Es war Liebe auf den ersten Blick, oder alles war ihr lieber, als weiter im Dienst der Familie zu stehen, die sie schlecht behandelten. Das war 1922

Ich wurde am 06. September 1924, als zweites Kind meiner Eltern geboren. Mein
Bruder Franz kam eineinhalb Jahre vor mir zur Welt. Seine Tochter ist Astrid.

Wir lebten in einer Hütte im Rottenbach Graben, in der Nähe vom Fuchs Bauern. Die
Hütte war winzig klein, es gab nur ein Zimmer das Küche, Schlafzimmer und
Wohnraum war. Kein Wasser im Haus, keinen elektrischen Strom, sondern Petroleum
Lampen und als WC gab es ein Plumpsklo über den Hof.
Mein Vater war zwar Schumacher, bekam aber keine Arbeitsstelle, daher war er
arbeitslos, zwischendurch verdiente er ein wenig Geld als Tagelöhner. Wir waren
sehr arm.

 Es kamen dann noch mehrere Kinder zur Welt.

Gretel 1926 (Margarete) sie wollte, in der
Besatzungszeit, nach Linz gehen. Von da an, hatten meine Eltern nichts mehr von
ihr gehört. Sie blieb verschwunden.

Sepp (Josef) 1927 lebte sein ganzes Leben in
dem kleinen Ort. Er hatte drei Söhne, Gottfried, Rudi und Alexander.
Rudi verstarb jung, bei einem Autounfall.

Loisi (Aloisia) 1930 lebt noch in dem Ort in
NÖ. Verheiratet, eine Tochter Jutta und einen Sohn Ronald.

Rudi 1932 er starb 1949 an einem Bauchschuss.
Er hatte mit seinem Freund, mit einer Pistole, gespielt.

Edi (Eduard) 1934 lebte auch im gleichen Ort.
Mit seiner 2. Frau hatte er zwei Söhne, Roland und Werner.

Anni 1936 lebt in der Steiermark und hat zwei
Söhne, Bernd und Henrik.

Als wir 4 Kinder waren, bekamen wir eine neue Wohnung, beim Gasthaus Weichart
(heute Pirkfellner), mit 2 Räumen ein Schlafzimmer für die Eltern und die
Küche, wo sich alles abspielte und wir Kinder alle am Boden schliefen.
Wir waren arm, aber wir Kinder spielten voller Freude und dabei vergaßen wir
unsere Umgebung und waren glücklich. Wir spielten, bei den Kastanien Bäumen,
die vor dem Gasthaus standen und heute noch stehen. „Schneider Schneider leich
ma d Scher“ und so weiter. In einem Sommer, hatten wir einen Igel bei uns in
der Wohnung, der bekam Junge. Wir waren begeistert, aber weil er bei uns nichts
zu Fressen fand, wir hatten ja nichts, fraß er seine Jungen auf. 

Schulbeginn ich war ein kleines Zwergerl, so
kam ich mir jedenfalls vor, als wir am ersten Schultag, neben den großen
Viertklässlern standen. Vor denen hatte ich großen Respekt, wer weiß was denen
einfällt, aber sie beachteten uns gar nicht.
Einige von denen, sah ich dann im Krieg wieder. Da freuten wir uns alle, dass
wir jemand aus der Heimat trafen.
Schulleben, 1930 gab es Zucht und Ordnung, in der Klasse, was wörtlich zu
nehmen war. Den Rohrstock, hatte unser Lehrer schnell und oft zur Hand.
Eine Kleinigkeit, wir mussten immer bevor der Lehrer mit dem Unterricht begann,
die Hände herzeigen. Da standen wir dann, in einer Reihe und streckten unsere
Hände hin, aber so schnell konnten wir gar nicht reagieren, schon hatte man
einen roten Striemen auf der Hand. Der Rohrstock tat sehr weh.
Ich bekam ihn wieder einmal zu spüren, als mir meine Mutter die Fingernägel
geschnitten hatte, ich denke, sie hatte keine ordentliche Schere, sondern nur
ein nicht sehr scharfes Messer, meine Nägel sahen dann so richtig wie
abgebissen aus. Das reichte unserem Lehrer, um mit seinem Rohrstock die Ordnung
wieder herzustellen.
Aber mit der Zeit, lernte ich durchzukommen.

Es gab dann noch die Unterschiede zwischen den „Werkler“ und den „Marktlern“. Wobei das nicht wirklich aussagte, wo die Menschen wohnten sondern die „Marktler waren einfach besser gestellt und hatten mehr Geld. So kamen die „Maktlerbuam“ mit einem Schmalzbrot in die Schule und wir „Werklerbuam“ hatten altes Gebäck das der Bäcker wegwarf.

1938 kam ich aus der Schule und bekam Arbeit im Werk, aber auch da bekamen die
Marktler die bessere Arbeit, obwohl sie nicht besser oder gescheiter waren als
ich.
Auch mein Vater bekam 1938, als der Krieg begann endlich Arbeit im Werk, als
Beizer. Die Arbeit war sehr schwer und die Beizdämpfe ruinierten seine Lunge.
Dazu kam, dass er sehr viel rauchte.

Das Hitler einmarschiert war, bekamen wir nicht so mit. Es gab ja nur eine Zeitung,
wenige Radios und viele Gerüchte. Für mich und meine Familie zählte nur, dass
wir Arbeit hatten. Was sich auch änderte, war, dass wir einen Ortsgruppenleiter
bekamen. Wir Jungen gingen zur HJ (Hitler Jugend). Dort wurden wir auf das
Kämpfe vorbereitet und wir bekamen eine tolle Uniform. Wir waren wer, es kam
nicht mehr drauf an ob Marktler oder nicht, wir waren einfach stark.
Wir durften schon mit 14, den Motorrad Führerschein machen und waren stolz.

1942 mit 18 Jahren wurde ich vom Heer eingezogen. Wir bekamen eine kurze Grundausbildung, da kam uns unsere Vormilitärische Ausbildung in der HJ sehr zu
statten.
Wir wussten, wie es laufen musste, in unserer 4. Kompanie.
Aus dem Internet: Die Kompanie ist ein Truppenteil mit der Größe
von 70 bis 250 Soldaten. Sie umfasst zwei bis sechs Züge und wird von einem
Kompaniekommandant im Rang eines Hauptmanns oder Majors geführt.

Da waren auch Jungs aus dem Waldviertel, die hatten keine Ahnung vom Kriegsspiel, sie wussten nicht einmal was ein Zug ist.
Der Zug ist häufig die größte Teileinheit unterhalb einer Einheit
wie der Kompanie. Er umfasst 25 bis 60 Soldaten, seltener 100 und wird von
einem Zugführer geführt. Dieser kann sowohl ein Offizier als auch ein Feldwebel
sein. In der Regel werden Züge mit römischen Ziffern durchnummeriert.

Hitler, kannten sie auch nicht. Gottseidank kam ich, dann in einen anderen Zug, ohne diese Banausen.

Ich war LKW Fahrer. Im Oktober 1943 meldete ich mich freiwillig, ich kam von der Kaserne in St. Pölten nach Paderborn.
Die Universitätsstadt Paderborn, ist eine heute etwa ca.
148.000 Einwohner zählende Großstadt im Osten des deutschen Bundeslandes
Nordrhein-Westfalen.

Alleine mit dem LKW auf dem Weg nach Paderborn,
machte ich in der Kaserne von Nürnberg halt.
Ein Kamerad schleppte mich ins Rotlichtviertel, ein aufgetakeltes Weibsbild, schmiss sich gleich an uns ran, als das leichte Mädchen bemerkte, dass wir kein Geld hatten, zeigte sie uns ihren nackten Hintern und ließ uns stehen.

In Paderborn war ich ein halbes Jahr  von Oktober 1942 bis März 1943.
Ich war Fahrer für die Frau des Kommandanten der Abteilung. Wir fuhren nach
Fallingbostel, Bad Fallingbostel ist die Kreisstadt des Landkreises Heidekreis in Niedersachsen um einige wichtige Sachen zu holen, denn der Kommandant vertraute mir. In meinem LKW transportierte ich viele teure und wichtige Dinge zB: Diamantringe, Statuen,
Möbel und Lampenschirme usw.

Dann kam ich nach Russland nach Saporischja,
das war aber nur eine Zwischenstation. Ich war zu dem Zeitpunkt, LKW Beifahrer.
In den Kriegsjahren 1941 bis 1945 wurde die Stadt Saporischja
aufs schwerste in Mitleidenschaft gezogen. Sie war im und nach dem
Zweiten Weltkrieg der Standort des Kriegsgefangenenlagers, für deutsche
Kriegsgefangene. Schwer Erkrankte wurden im Kriegsgefangenenhospital 1149 versorgt. Auf verschiedenen Friedhöfen für Kriegsgefangene sind über 35.000 Tote in Einzel- oder Massengräbern beigesetzt.

Am Fluss Nepa mussten wir den
Rückzug decken. Über den Stausee sind wir noch rüber gekommen, hinter uns haben die Deutschen ihn gesprengt.

Wir salutierten wie auch heute,  mit der Hand an der Kappe, nach dem Anschlag von Stauffenberg auf Hitler. 20. Juli 1944
grüßten wir nur noch mit dem Hitlergruß. Wir erfuhren aber nichts Genaues, warum.

In Kriwoi Rog kam ich zu den Panzern, normale Tiger Panzer und wurde Obergefreiter mit 2 Winkeln. Ich war Ladeschütze, die
Funker Ausbildung hatte ich auch gemacht, aber als Funker wurde ich nicht mehr eingesetzt.
Kriwoi Rog war heiß umkämpft, wegen den Bergwerken und den Industrien. Dort gab es für uns endlich wieder Essen und Gewand.

In Kiew übernachteten wir, als noch siegreiche Krieger bei irgendwelchen Russen, denn Kiew war in Deutscher Hand.

Kurz nach der Schlacht um Kiew nahm die Stadt großen Schaden, nach
einem verheerenden Großbrand, der am 24. September 1941 durch ferngezündete
sowjetische Sprengsätze ausgelöst wurde und erst am 29. September unter Einsatz
der deutschen und einheimischen Feuerwehr und des Sprengens von Brandschneisen
gelöscht werden konnte.
Am 6. November 1943 wurde die Stadt von
der Roten Armee zurückerobert.

Dann kamen die Russen.

In der Schlacht, wurde unser Tiger Panzer angeschossen, zwischen Turm und Wanne, schlug eine Granate ein. Der Fahrer wurde
durch die Granate verletzt, aber er kam mit dem Leben davon, sein Tornister rettete ihn. (Der Tornister ist eine vorwiegend im militärischen Bereich angesiedelte Rucksackform, bei der eine Fell- oder Stoffbespannung über einen rechteckigen Holz- oder Kunststoffrahmen genäht wird.)
Der Funker verließ, vor lauter Panik den Panzer, wo er hingekommen ist weiß ich nicht.
Ich behielt die Ruhe und bekam ein Lob vom Kommandanten des Panzers. Wir mussten zurück, hinter die Linien, wegen der Beschädigung des Panzers.
Wir fuhren 70 km/h schnell, das Heeresoberkommando wollte uns gerne überholen aber wir ließen sie nicht vorbei.

Dann kam ich nach Deutschland zurück, der Ort wo wir stationiert waren, hieß Ohrdruf.

Das ist eine Kleinstadt im thüringischen Landkreis Gotha. Die Stadt ist vor allem als Wohnort Johann Sebastian Bachs bekannt. Außerdem liegt bei ihr der größte Truppenübungsplatz Thüringens.
Ab 1949 gehörte Ohrdruf zur DDR.

Ich hatte das Tanklager über. Alle kamen zu mir, um Treibstoff zu bekommen.
Dann kam ich ins Lazarett wegen einer Phlegmone auf der linken Hand. 

Eine Phlegmone geht mit Fieber, Schmerzen und Entzündung der
betroffenen Körperstelle einher. Ausbreitung der Infektion und damit Zerstörung von Körpergewebe, bei unzureichender Behandlung Gefahr einer unter Umständen lebensbedrohlichen Blutvergiftung.

Nach dem Lazarett, bekam ich das erste Mal Urlaub, eine Woche. Ich fuhr nach Hause, aber der Weg war so weit, dass ich nur
2 Tage zu Hause sein konnte.
Nach meinem Urlaub, fuhr ich zu meiner Einheit zurück, Panzerabteilung 506 in Köln.
Dort kam ich zum Spezialtrupp – Königstiger. Ich traf dort einen Unteroffizier der war aus meiner Heimat, dem Nachbarort.

Wir kamen wieder nach vorne an die Front, die war aber 1944 schon in Aachen an der französischen Grenze.

Aachen wurde schwer beschädigt während des Zweiten Weltkriegs.
Am 21. Oktober 1944 ergab sich  Aachen. Damit war sie
die erste deutsche Stadt die von den Alliierten eingenommen wurde.

Arnhem (deutsch Arnheim) ist eine in den Niederlanden am
Niederrhein gelegene Stadt. Im Zweiten Weltkrieg versuchten alliierte
Streitkräfte im September 1944, im Rahmen der Operation „Market
Garden“ die Brücke von Arnhem über den Rhein zu erobern, um sich so einen
Weg nach Deutschland zu bahnen. „Die Brücke von Arnheim“ ein berühmter Film.


In einem ihrer letzten siegreichen Kämpfe konnte die deutsche Wehrmacht die Schlacht jedoch für sich entscheiden, was zum Scheitern der alliierten
Operation „Market Garden“ beitrug. Durch diese Schlacht wurde die
Stadt schwer zerstört. Nach der Schlacht zwang die Wehrmacht, die damals 95.000 Einwohner, die Stadt zu verlassen)

Ich hatte Glück und war nicht direkt bei der Schlacht von Arnheim dabei, zuerst war ich im Lazarett und dadurch dann eher hinten.
Danach kamen wir in die Eifel und nach Luxemburg. Dann nach Niederbronn.

Bad Niederbronn ist eine französische Kleinstadt, nahe der Grenz zu Deutschland.

da war ich Putzer bei einem Leutnant, der musste aber leider weg und ich wurde mit 10 Leuten zur Infanterie gesteckt.

Das war für mich das Ende vom Krieg.

Wir lagen im Schützengraben und warteten nur noch auf die Amerikaner.

Sie kamen auch und nahmen uns gefangen. 2. März 1945.
Da wir von den Königstigern, einer Eliteeinheit, waren versuchten sie uns auszuquetschen, aber wir sagten ihnen nichts. Die Amis übergaben uns dann den Franzosen, da hatten wir dann noch weniger zu essen. Wir mussten die Straße an der Loire wieder herrichten. Das war harte Arbeit. Der Aufseher ließ uns alles stehlen was wir fanden. Dadurch hatten wir ein Lager mit Gemüse und Obst.

Dann war ich 2 Monate bei einem Bauern, dort lernte ich alles über Landwirtschaft. Zu essen gab es nicht viel, zum Frühstück gab es Suppe und Rotwein. Der Patron wollte, dass ich in Frankreich bleibe, er hatte sogar eine Frau für mich, aber ich wollte nach Hause. So kam ich wieder ins Lager zurück, wo es fast nichts zu essen gab, ich erinnere mich an eine Suppe aus Gurken die nur aus 3 kleinen Fetzen Gurke und Wasser bestand. Aber irgendwie schaffte ich auch das Straflager.

Im März 1946 ging es wirklich nach Hause.
Über die Schweiz, Innsbruck, Kapfenberg, Wien, St. Pölten und Traisen, kamen wir mit der Bahn, wieder in die Heimat. Von Traisen mussten wir allerdings zu Fuß gehen ca.
28 km, wir waren um 1:00 Uhr Nachts zu Hause.
Nach 14 Tagen ohne Arbeit, bekam ich im Werk Arbeit als Litzen Spinner.

1953 Heirat mit Anneliese

Meine Töchter
1956 Monika, verheiratet mit Dieter , eine Tochter Christina.
1964 Gabriele, verheiratet mit Alois, zwei Söhne Zwillinge, Helmut und Jürgen.
1968 Renate, verheiratet mit Andreas, zwei Töchter Lisa und Lara

1974 Scheidung von Anneliese

1984 lernte ich meine Lebenspartnerin Herta,
kennen. Mit ihr verbrachte ich viele schöne Jahre.

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